Zauber im Bambushain: Eine Trekking-Tour zu den letzten Bergvölkern Nordthailands

Von DORISEA-Forscher Volker Gottowik, Universität Heidelberg

Nordthailand ist berühmt für seine Bergvölker. Als idealer Ausgangspunkt für Trekking-Touren zu den „Hill Tribes“ gilt Chiang Mai, die zweitgrößte Stadt des Landes. Es gibt ungezählte Reiseagenturen in dieser Stadt, die entsprechende Touren anbieten. Sie heißen zum Beispiel „Real Adventure Tours“ oder „Wild Adventure Tours“. Die klassische Tour umfasst, wie mir erklärt wird, vier Komponenten: „Mountain Trekking“, „Hill Tribe Village“, „Elephant Riding“ und „White Water Rafting“. Ich entschließe mich zu einer solchen Zwei-Tages-Tour und buche „Real Adventure”.

In einem Reiseführer über Thailand hatte ich gelesen, dass man als Weißer in den Dörfern dieser Bergvölker noch „gelegentlich für einen Geist gehalten“ wird.[1] Doch Reinhard Hohler, ein Reiseveranstalter, der seit dreißig Jahren in Thailand tätig ist, kann darüber nur müde lächeln. „Es gibt“, wie er mir gegenüber betont, „die abgelegenen und idyllischen Bergdörfer in Thailand nicht mehr. Die Leute haben Strom und Fernsehen, und bei einigen steht schon der Pick-Up vor der Tür.“

Ich begann mich umzuhören und stieß auf weitere Widersprüche: Auf einer Tagung thailändischer Tourismusbehörden in Chiang Mai war Anfang Dezember 2010 beschlossen worden, den „Adventure and Eco Tourism“ in der Region weiter auszubauen. Dagegen warnen thailändische Ethnologen schon jetzt vor den negativen Auswirkungen dieses „sanften Tourismus“. So ist zum Beispiel Jamaree Chiengthong von der Chiang Mai University davon überzeugt, dass der Schaden dieser Form des Tourismus für die Bergvölker größer sei als der Nutzen. „Die Touristen missachten grundlegende Regeln“, klagt sie an. „Sie betreten sakrale Bereiche, die der Verehrung der Ahnen vorbehalten sind. Und das freizügige Verhalten zwischen den Geschlechtern stößt die Einheimischen zusätzlich vor den Kopf.“ Solche Aussagen machten mich neugierig. Ich wollte herausfinden, wie sich die Begegnung zwischen Trekker und Tribe tatsächlich gestaltet. Und so entschied ich, selbst auf eine solche Trekking-Tour zu gehen.[2]

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