Aus dem Feld: Vorfeldforschung in Vientiane, Laos

DORISEA Forscherin Eva Sevenig berichtet:

Mein gegenwärtiger dreimonatiger Aufenthalt im Feld kann als ,Vorforschung‘ bezeichnet werden, denn meine primäre Aufgabe besteht derzeit ,lediglich‘ darin eine Forschergenehmigung zu erhalten. Das klingt einfach, aber diejenigen, die selbst einen ähnlichen oder den gleichen Prozess durchgemacht, oder davon gehört haben, wissen um den eigentlichen Schwierigkeitsgrad dieses Unterfangens. Ein Freund drückte es einmal so aus: „Ist man im Besitz der Genehmigung, ist die Forschung so gut wie erledigt“.

Die Aussicht von den PromenadenMeine Forschung befasst sich mit der „sozialen Organisation und den Traditionen (speziell Rituale und rituelle Dynamik) der Samtao“, so die Kurzbeschreibung meines Forschungsvorhabens. Die Samtao sind eine ,ethnische Minorität‘ oder ,lokale Gemeinschaft‘ (son pao oder pa:sa:sɔn thɔng thin, wie ich es gelernt habe), die in der Provinz Luang Namtha zu finden ist.

Natürlich hatte ich im Vorfeld akribisch jegliche Informationen über die Samtao, Laos im Allgemeinen und den Prozess des Erhalts einer Forschergenehmigung im speziellen zusammengetragen, die ich finden konnte. Jedoch halten selbst Vorforschungen Situationen bereit bei deren Bewältigung auch die Literatur nicht helfen kann. So war ich, als ich kurz nach meiner Ankunft in Vientiane, der Hauptstadt von Laos, das erste Mal die National University (maha: witanya:lai heng sa:t) besuchte zunächst maßlos begeistert als man mir in der Faculty of Social Sciences (kana whitanya: sa:t sang khom)EinblickSevenig01 eröffnete, dass meine Unterlagen in ungefähr zwei Wochen fertig sein würden und ich meine Forschung beginnen könnte. Dieser Tag ist sechs Wochen her.

Derzeit befinde ich mich ca. 24 Busstunden oder eine Flugstunde vom Einsatzort entfernt. Realistischer Weise kann man, wenn man die Variante wählt mit dem Bus zu reisen, aber durch Erdrutsche, Regenfälle oder Buszusammenbrüche auch 40 Stunden bis zur Mitte der Strecke und ab da Warten auf unbekannte Zeit einplanen. Ich bemühe mich, unterstützt von den ,Kollegen‘ der hiesigen Universität, herauszufinden, wo genau und aus welchem Grund sich meine Unterlagen gegenwärtig befinden, und zu welchem Zeitpunkt sie mich wohl ungefähr, versehen mit den notwendigen Stempeln und Unterschriften, erreichen könnten.

Die Thanon LaneDarüber hinaus ist Zeit die Sprachkenntnisse zu erweitern, die Umgebung zu erkunden und ein paar Bilder für ,Einblick‘ zu machen. Fotos von der langen Thanon Lane Xang, von der aus es rechts zum Morgenmarkt und geradeaus zur Universität geht. Bilder von den Mekong-Promenaden, die derzeit saniert werden. Und Bilder von der Nam Phou (Fontäne) im Zentrum Vientianes, eine Art Meeting Point. So bekommt der Leser einen kleinen Einblick in die derzeitige Umgebung des ,Vorforschers‘.

Insgesamt unterscheidet sich eine ,Vorfeldforschung‘ vermutlich nicht groß von der eigentlichen Feldforschung. Dinge geschehen in Wellen. Es gibt Tage an denen öffnen sich alle Tore Die Nam Phoudieser Welt, beziehungsweise in meinem Fall die von Vientiane. Man findet eine Sprachlehrerin, die nächste Stufe im Prozess des Erhalts einer Forschergenehmigung ist erreicht, und plötzlich hält man die Statistik in der Hand, nach der man händeringend gesucht hat. Diese Tage sind es, die mir an anderen, weniger guten Tagen helfen weiter das zu tun, was mich immerhin bis hierhin gebracht hat: Weiter lernen, und geduldig, aber beharrlich nicht aufgeben. Und auf diese Weise werde ich hoffentlich bald meinen nächsten Bericht aus dem Dschungel schreiben können.

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